Kreisrätin Birgit Rösner und Gemeinderat Felix Harling haben am Samstag die Gemeinschaftsunterkunft in Schwetzingen besucht. Wir bedanken uns bei Werner Kolb, Brigitte Voll und Rita Erny vom Asyl Arbeitskreis Schwetzingen für die Führung und bei unserem Landtagsabgeordneten Manfred Kern für die Terminorganisation.
In der Gemeinschaftsunterkunft gelangen die Asylbewerber nach der Erstaufnahme durch die zentrale Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA). Für diese vorläufige Unterbringung während der Dauer des Asylverfahrens ist der Landkreis zuständig (Häufig gestellte Fragen Integrationsministerium).
In der Gemeinschaftsunterkunft Schwetzingen sind seit Januar 2014 über 250 AsylbewerberInnen auf dem Gelände des Parkplatzes der ehemaligen US-Kaserne Kilbourne Barracks untergebracht. Die nächstgelegene Bushaltestelle ist zehn Fußminuten entfernt. Der Standort ist abgelegen.
In jedem Modul sind 20 Wohnzimmer angelegt. In jedem Wohnzimmer teilen sich drei Flüchtlingen ein Zimmer von rund dreizehn Quadratmeter Größe.
Die Wohncontainer werden von den Bewohnern sauber und ordentlich gehalten. Allerdings ist durch die Bauart wenig Privatsphäre gewährleistet. In den Wohncontainern gibt es kein fliessendes Wasser und es sind keine Toiletten vorhanden. Der RheinNeckarBlog hat einen Alltagsbericht (Stand Februar 2014) veröffentlicht.
Toiletten, Duschen und Küchen sind gemeinsam in einem separaten Container untergebracht. Schwieriger sei es mit der Sauberkeit mit den Gemeinschaftsräumen, wie z.B. den Küchen und der Toiletten, so Rita Erny. Ungünstig sei auch, dass diese Gemeinschaftsräume nicht zentral, sondern am Eingang des Geländes gebaut wurden. Auf Bitten des AK Asyls wurde nachträglich ein Toiletten- und Duschcontainer am andere Ende der Siedlung aufgebaut.
Sinnvolle Spenden seien Fahrräder, Kinderwagen, Kindersitze, sowie Regale, so Rita Erny. Kleider würden in Schwetzingen über die Tafelläden angeboten. Jeder Asylbewerber erhält pro Monat einen Barbetrag in Höhe von 82 bis 140 EUR für Lebensmittel, Kleider, Kommunikation usw (Asylbewerberleistungsgesetz),
Bei schönem Wetter haben die Kinder viel Platz zum Spielen. Allerdings ist die Parkplatz-Atmosphäre mit Zaun und Stacheldraht nicht kinderfreundlich. Der angebotene Kinderspielplatz sieht nach einer Verlegenheitslösung aus. Ganz bescheiden ist das Gemeinschafts-Raumangebot bei Regenwetter: ein kleiner Gemeinschaftsraum mit einem Kickertisch für 250 Flüchtlinge…
Rund zwölf Stunden pro Woche bieten die beiden Sozialarbeiter vor Ort Sprechzeiten an. Ein paar Minuten Zeit pro Woche je Asylbewerber. Die Gemeinschaftsunterkunft wird nicht von einem Sicherheitsdienst bewacht.
Alle weiteren Angebote werden von den über 50 Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Asyl bereitgestellt, wie z.B. Sprachkurse, Hausaufgabenbetreuung, Sport.
Am letzten Samstag haben junge Männer aus Schwetzingen (Round Table Schwetzingen) ein kleines Grillfest für die BewohnerInnen der Gemeinschaftsunterkunft Schwetzingen organisiert. Die Flüchtlinge haben dazu zu Klängen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Serbien und den anderen Herkunftsländern getanzt. Viele freundliche und erfreute Gesichter haben Birgit und ich während den zwei Stunden erlebt. Unsere drei Kilo mitgebrachten Süssigkeiten waren in weniger als drei Minuten unter den anwesenden Kindern und Erwachsenen verteilt.
Birgit und ich wurden sehr freundlich aufgenommen. Die Freude über das Interesse und die Unterstützung war deutlich spürbar, so z.B. auch bei Said Azami, der aus Afghanistan geflüchtet ist. Sein Dankes-Brief galt den jungen Männern vom Round Table Schwetzingen. Viel Dankbarkeit spricht aus seinen Zeilen: „Liebe Freunde, ich möchte mich ganz herzlich bedanken. Bedanken, dass sie heute bei uns sind und uns mit einem schönen Essen eine große Freude machen. Danke auch, dass sie mit uns den Nachmittag verbringen und Ihre Zeit dafür opfern. Ich wünsche uns gute Gespräche und einen guten Appetit.“
Fazit aus unserer Sicht nach der Diskussion in der „Bad Schönborner Runde“ vom 16. Oktober:
- Landkreis und Gemeinde sollten die BürgerInnen frühzeitig informieren und einbeziehen.
- Es ist wichtig, dass sich ein Kreis an Ehrenamtlichen frühzeitig bildet und Hand in Hand mit der Gemeinde und dem Landkreis zusammenarbeitet. Die Koordination sollte in der Hand der Gemeinde liegen. Dieser „Arbeitskreis Asyl Bad Schönborn – Kronau“ sollte auch bei der ersten Bürgerversammlung bereits vorhanden sein. Ein „Patenkonzept“ zwischen Ehrenamtlichen und Flüchtlingen wäre ebenfalls überlegenswert.
- Erfahrungen aus den bestehenden Gemeinschaftsunterkünften wie Schwetzingen sollten auch bei der Planung der neuen Unterkünfte einfliessen, wie z.B. genügend Gemeinschaftsräume oder Toiletten/Duschen/Küche in die Wohncontainer integriert, Zusatzangebote im Bereich Bildung, Soziales, Sport.
- Veranstaltungen und Feste durch lokale Vereine schaffen Begegnungsmöglichkeiten und helfen mit Vorurteile bei der Bevölkerung abzubauen.
- Die Gemeinde ist für die Anschlussunterbringung in der Pflicht. Dafür benötigt Bad Schönborn zusätzliche Grundstücke, denn preisgünstige Mietwohnungen gibt es z.Z. weder für BürgerInnen noch für anerkannte Flüchtlinge.